Antimuslimischer Rassismus

Definition:

„Ein Ressentiment gegen Personen, weil sie MuslimInnen sind oder für solche gehalten werden“1


Verwendung:

„Durch diskursive Praxen wird die Wahrnehmung von sozialen Gruppen und dem, was als Gruppe betrachtet wird, modifiziert, gefestigt oder geändert. Diese gesellschaftliche Wahrnehmung beeinflusst wiederum ganz konkret die Chancen von sozialer Teilhabe derer, über die gesprochen wird. Durch mangelnde gesellschaftliche Anerkennung kann die Verfügbarkeit von gesellschaftlichen Ressourcen beschränkt werden. Um Distanz und Hierarchie aufrechtzuerhalten, müssen die symbolischen Grenzen immer wieder neu gezogen und bestätigt werden. Dies geschieht vor allem durch die ständige Reproduktion der dominierenden Bilder in Medien, im Alltag, in der Wissenschaft und der Politik, so Rommelspacher. Wenn sich durch die ständige Reproduktion von bestimmten Bildern ein rassistisches »Wissen« etabliert, wie gegenwärtig im Diskurs über Islam und MuslimInnen erkennbar, kann die Eigentümlichkeit von MuslimInnen als bewiesen, als »normal« oder »natürlich« erscheinen. Dieser Vorgang kann dabei im Interesse dominierender Gruppen sein, die über diese Unterscheidung und polemische Aufladung der Unterschiede ihr Interesse an Abgrenzung verbergen können. Stereotype haben in diesem Falle die Funktion, »gesellschaftliche Statuszuweisungen zu rechtfertigen. Dabei ›erklärt‹ die Fremdheit der Anderen die soziale Distanz, und ihre negativen Konnotationen begründen die Herabsetzung.« (Rommelspacher 2002: 14)“2

Heutiger Bezug in den Medien:

Hierzu schreibt Dr. Yasemin Shooman von der Akademie des Jüdischen Museums Berlin:

„Der Begriff ‚antimuslimischer Rassismus’ setzt das Phänomen zudem in Beziehung zu anderen Phänomenen, wie z.B. dem Antiziganismus oder dem Rassismus gegen Schwarze. Der Begriff verdeutlicht damit, dass es weniger um Fragen der Religion geht als um einen Ausgrenzungsprozess gegenüber Minorisierten, für den die Religion oftmals nur die Folie bietet, auf deren Hintergrund Kollektivzuschreibungen vorgenommen werden. Dies heißt nicht, dass antimuslimischer Rassismus als eine Chiffre für eine generelle Ablehnung von MigrantInnen verstanden werden kann. Denn zum einen sind davon auch Nicht-MigrantInnen betroffen, sofern sie als MuslimInnen markiert sind, und zum anderen betonen diejenigen, die in solche rassistischen Diskurse verstrickt sind, dass sie MuslimInnen eben als MuslimInnen ablehnen“.3

"Der Fokus auf die Religionszugehörigkeit ist Resultat einer Wahrnehmungsverschiebung und einer Islamisierung der Debatten rund um die Themen Migration und Integration, infolge derer aus den Bevölkerungsgruppen, die vormals als Gastarbeiter*innen oder Ausländer*innen wahrgenommen wurden, zusehends Muslim*innen geworden sind. Im Ergebnis wird die religiöse Zugehörigkeit ethnisiert, weshalb auch von einem antimuslimischen Rassismus gesprochen werden kann."  4


1 http://www.linksnet.de/de/artikel/25750 ; Dipl.-Soz. Constantin Wagner

2 http://www.linksnet.de/de/artikel/25750

3 http://www.migration-boell.de/web/integration/47_2956.asp

https://www.academia.edu/12175926/Was_ist_antimuslimischer_Rassismus